Der Morgen über dem Grenzgebirge war bleigrau und kalt, als die Waldelfen ihren Vormarsch begannen. Nebel sammelte sich in den Senken, kroch um Felsnasen und knorrige Kiefern wie scheues Tierwerk. Im Szenario der Umzingelung war es an ihnen, den ersten Schlag zu führen. Ihre Linien wirkten schmal und leicht, doch in ihren Bewegungen lag jene unheilvolle Zielstrebigkeit, die nur Völker besitzen, die den Wald selbst im Blut tragen.
Lichtungsfürst Thalendril Sturmgeweih führte die Jagd an, hoch zu Hirsch und mit Blicken wie Messerklingen. Neben ihm schritten ein Zauberweber in weißem Gewand und der uralte Baummenschenälteste, ein knorriges Monument aus Rinde und Grimm. Hinter ihnen spannten sich Sehnen; Pfeile warteten schweigend. Die Bannwaldhüter, die stolzeste Elite der Asrai, stellten sich auf wie die Schneide eines einzigen, gewaltigen Schwertes.
Ihnen gegenüber stand die starre Front Khemris. Reihen aus Knochen, uralten Schilden und verfluchten Standarten streckten sich über die Felsmulden. Die Gruftwächter bildeten das Herz der Armee, unerschütterlich, während Skelettkrieger und Ushabti zu beiden Seiten warteten. Über ihnen spannte der Gruftkönig seinen Blick in die Ferne, erhoben auf dem Rücken eines Knochendrachen, dessen Zähne wie gealterter Elfenbeinbruch glänzten. Doch Kanoteph, der Hohepriester, fehlte. Die Assassinen der Echsen hatten ihn aus dem Krieg gerissen, und sein Fehlen war wie ein kalter Riss durch die Ordnung der Untoten.
Thalendril gab das Zeichen. Ein Wispern weißer Magie glitt durch die Bannwaldhüter, Schärfe und Geschwindigkeit zugleich. Sie brachen aus wie eine Flut, die lange zurückgehalten worden war. Noch ehe die Gruftwächter ihre Schilde enger schließen konnten, schlugen elfische Gleven wie ein Sturm über sie hinweg. In wenigen Atemzügen wurde die uralte Leibgarde der Toten zunichtegemacht, Schilde zersplitterten, Schädel rollten über Fels und Wurzel. Dann rissen die Bannwaldhüter weiter, ohne Halt, und krachten wie eine lebendige Streitkeule in einen wartenden Gruftskorpion. Knochen barsten. Der Skorpion fiel.
Für einen Moment schien die Untotenlinie stillzustehen, wie ein Wind, der die Richtung verloren hat. Doch dann bewegte sich alles zugleich. Die Skelettkrieger richteten die Front neu aus, ihre Speerreihen wie starrende Dornen. Die Ushabti hoben ihre schweren Klingen, und der Gruftkönig ließ den Knochendrachen brüllen, ein Laut wie Sand, der in einer Pyramide zusammenbricht.
Doch die Bannwaldhüter waren nicht aufzuhalten. Sie stießen durch die Ushabti hindurch, ließen die steinernen Riesen wie morsche Säulen einknicken und fielen dann direkt in die Skelettkrieger ein, die den Ansturm nur durch schiere Masse verzögerten.
Seitlich raste der Knochendrache heran. Mit einem Flügelschlag warf er Elfen durch die Luft, und der Gruftkönig holte aus zum vernichtenden Hieb. Doch Thalendril Sturmgeweih aber kannte die Sprache der Bestien besser als jeder seiner Krieger. Er warf sich dem Flankenangriff entgegen, trieb seinen Hirsch zwischen die knirschenden Rippen des Drachenwerks, sprang aus dem Sattel und rammte seine Klinge zwischen die Schädelplatten des Untiers. Der Todesstoß hallte durch den Gebirgskessel wie ein Glockenschlag. Der Drache brach zusammen, und mit ihm fiel der Atem des Gruftkönigs.
Im Schatten dieses Duells arbeiteten die leichten Truppen der Waldelfen mit tödlicher Präzision. Reiter und Kundschafter setzten Pfeile frei, die wie geflüsterte Vernichtung durch die Luft zischten. Ein weiterer Gruftskorpion wurde zu einem Haufen toter Fragmente, und eine Nekrosphinx, so groß wie ein Monument und zweimal so grausam, stürzte unter ihrem Beschuss krachend zu Boden.
Doch der Tod Khemris war kein leises Verlöschen. Seine letzten beiden Sphinxen warfen sich gleichzeitig in die Bannwaldhüter, ein Aufprall aus uralter Wut und monumentalem Gewicht. Einer ihrer Schläge traf Thalendril Sturmgeweih. Der Fürst brach zusammen, sein Hirsch schrie, und als die Asrai ihn aus dem Fray zogen, war klar, dass er schwer getroffen war. Die Klinge, die einen Drachen getötet hatte, konnte ihn nicht vor der Rückhand eines steinernen Götzen bewahren.
Die Bannwaldhüter kämpften weiter, unnachgiebig, und die Schlacht kippte. Die Linie Khemris kollabierte wie ein Bauwerk, dem die tragenden Säulen gezogen wurden. Die Untoten fielen einer nach dem anderen, bis nur noch vereinzelte Knochen im Wind klapperten. Als die letzten Echo der Schlacht verklangen, standen die Elfen blutig, erschöpft, aber ungebrochen.
Der Sieg gehörte den Waldelfen, und er war deutlich.
Doch auch Khemri nahm etwas mit. In der Stille nach dem Gefecht glomm der unerschütterliche Wille ihrer Armee wieder auf. In der nächsten Schlacht, so schwor der Gruftkönig, würde ihre Entschlossenheit größer sein denn je.
Für die Waldelfen aber öffnete sich etwas anderes: ein Riss, ein Flackern im Aether über den gefrorenen Felskämmen. Ein Portal, das sich wie ein Auge aus Warplicht bildete. Die Asrai spürten die Macht dahinter. Sie würden nun gehen können, wohin sie wollten, durch die Weiten der Kampagnenkarte selbst. Ein Geschenk oder ein Fluch, das wusste keiner.
Thalendril Sturmgeweih überlebte, doch sein Hirsch hinkte, und seine Bewegungen waren schwerfälliger als zuvor. Aber sein Blick blieb klar. Ein Bestienschlächter gab den Kampf nicht auf. (-1 M)
So endete die Schlacht an der Grenze zwischen Wald und Gebirge: mit gebrochenem Fels, verteilten Knochen und dem Wispern alter Mächte, das zwischen Tannen und Grabmalern hallte.